Angelika Höger

Installation im Ausstellungsraum der Recyclingbörse Herford in der Radewiger Straße 24.

Angelika Högers Kunst präsentiert sich meist als eine spielerische Suche. In
ihrer neuesten Arbeit, zu sehen ab dem  2. April 2007 im Ausstellungsraum
der Recyclingbörse Herford, Radewigerstraße 24, macht sie den Hasen Rudi zum
Hauptakteur einer “kontemplativen Praxis” und stattet so die Philosophie mit
Hasenohren aus.

An der Schnittstelle zwischen Installation, Videokunst und Performance
behauptet Höger eine Position, die sowohl ironisch-spielerisch als auch
tiefschürfend bis düster erscheint.
Typisch für ihre Arbeiten ist die bewusste Konfrontation von Alltagsgegenständen.
Im Zentrum derAusstellungsfläche werden alte Möbel, Haushaltsgeräte,
Deko-Objekte und Spielzeuge so arrangiert, dass sich zunächst ein vollkommen chaotischer
Anblick bietet. Eine intensivere Betrachtung führt jedoch in einen Raum der
Assoziationen. Objekte, die mit Ordnung, Erziehung, Rollenklischees
aufgeladen sind liegen nun wie nach einem kindlichen Wutausbruch da – als
würden sie auf einen Neuanfang, eine Neu-Ordnung warten.

Vor dieser Kulisse installiert Höger die Häschenschule durch drei Monitore
in den Schaufenstern der Ausstellungsfläche. Im ersten Film muss sich der
Hase in einem Künstleratelier zurechtfinden. Durch sein niedlich-naives
Wesen drückt Höger ihren Wunsch nach einer Offenheit aus, die ohne
Vorurteile belastet die richtigen Fragen zu stellen vermag.
Der zweite Film fokussiert das Tier in einem Haufen “artverwandter”
Kitschgegenstände. Die Intensität, mit der Begriffe oder sogar Tiere mit
Zuschreibungen und unreflektierten Vorstellungen verbunden sind, erscheint
hier zunächst lustig oder absurd. Nach einer Phase der Reflektion ist
allerdings ein deutlich kritischer Ansatz zu spüren.
Schließlich tritt die Künstlerin im letzten Film selbst auf und setzt sich
darin mit dem von ihr untersuchten Material ganz sprichwörtlich in
Verbindung. Kinderschweinereien werden zu schamanischen Riten, eine
gelangweilte Hausfrau zur Hohepriesterin einer kleinbürgerlichen
Anarchie.
Stehen am Anfang von Högers Schaffensprozess oft die Ideen
großer Denker wie Worringer oder Sloterdijk, lässt sie doch keine Arbeit in
einem allzu verkopften Stadium.
Auch in der “Hasenschule” wandelt Höger wieder auf dem schmalen Grat
zwischen Unterhaltung und philosophischer Grundlagenforschung. Wie immer kopnzipiert
sie ihre Arbeit so offen, dass es jedem Betrachter möglich ist, sich
unmittelbar damit in Beziehung zu setzen. Wie weit man in die Arbeit
eintauchen oder Erkenntnisse herausziehen mag, ist und bleibt eine Frage des
Spieltriebs.

Text:
Daniel Neugebauer
Kunsthalle Bielefeld